Alles was du über die Verdauung deines Kaninchens wissen solltest

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Kaninchen sind Herbivore, das bedeutet, sie fressen ausschließlich Pflanzen. Ihr Magendarmtrakt ist speziell an diese Ernährung angepasst. Wusstest du z.B. dass Kaninchen bis zu 30 mal am Tag fressen und dabei auf Rauhfutter, wie Heu, angewiesen sind, damit ihre zeitlebens weiterwachsenden Zähne ausreichend abgerieben werden? Oder dass sie - im Gegensatz zu Mensch, Hund und Katze - gar nicht erbrechen können, wenn sie Magendarmprobleme haben? Lies weiter, um mehr über den Verdauungstrakt deines Kaninchens zu erfahren, wie du ihn gesund hältst und welche ernstzunehmenden Probleme auftreten können, wenn der empfindlicher Verdauungstrakt aus der Bahn geworfen wird.

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Anatomie des Verdauungstraktes von Kaninchens

Eigentlich beginnt die Verdauung deines Kaninchen bereits im Maul, nämlich beim Kauen der Nahrung. Pro Mahlzeit (wie du oben ja bereits gelernt hast, frisst dein Kaninchen bis zu 30 mal am Ta) nimmt es dabei 2-8 Gramm Nahrung auf. Wenn Kaninchen pflanzliches Material aufnehmen, kauen sie dieses bis zu 120 mal pro Minute. Dann wird es geschluckt und gelangt durch die Speiseröhre in den Magen, danach in den Dünndarm, anschließend in den Blinddarm und wird ganz zum Schluss in den Dickdarm weitergeleitet, bevor es als Köttel wieder herauskommt. Kaninchen haben eine recht schnelle Magendarmpassage, d.h. ab dem Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme kann das Futter in etwa 19 Stunden vom gesamten Verdauungstrakt verarbeitet werden.

Da Magen und Darm von Kaninchen nur eine schwache Eigenbewegung (Peristaltik) aufweisen, wird der Verdauungsbrei nahezu ausschließlich durch die ständige Nachversorgung mit neuem Futter weiter transportiert. Das Kaninchen muss also ständig fressen, um verdauen zu können und besitzt einen sogenannten "Stopfmagen". Kaninchen sind durch diese Besonderheiten sehr anfällig für Verdauungsstörungen wie eine Magenüberladung.

Magen

Kaninchen besitzen einen einzigen Magen mit 2 Schließmuskeln: Einen am Eingang und den anderen am Übergang in den Dünndarm. Da der Schließmuskel am Mageneingang jedoch sehr stark ist, verhindert er, dass Kaninchen erbrechen können. Im Magen wird Magensäure produziert, um mit der Aufspaltung der Nahrung zu beginnen. Der pH-Wert im Kaninchenmagen ist im Vergleich zum Menschen sehr sauer. Dies ist nötig, um das Rauhfutter verdauen zu können. Die Nahrung verlässt den Magen innerhalb von 3 bis 6 Stunden und wandert weiter in den Dünndarm.

Dünndarm

Sobald sich die Nahrung im Dünndarm befindet, beginnt der Körper, Nährstoffe aus dem Futterbrei herauszufiltern und aufzunehmen. Der Dünndarm besteht aus 2 Abschnitten und beherbergt einen großen Teil Lymphgewebe. Dieses ist ein wichtiger Bestandteile des Immunsystems - ein gesunder Magendarmtrakt ist also ist für die gesamte Immunabwehr deines Kaninchens entscheidend.

Die Nahrung passiert den Dünndarm in etwa 30 bis 60 Minuten.

Blinddarm

Als nächstes gelangt der Futterbrei in den Blinddarm. Dieser enthält wichtige Mikroorganismen: Wenn die physiologische Bakterienflora gestört wird, kann es zu einer Überwucherung durch Krankheitserreger kommen. Dies wird auch als Dysbiose bezeichnet und kann tödlich sein.

Der Blinddarm kann übrigens 10-mal mehr Material aufnehmen als der Magen. Im Durchschnitt befinden sich zu jeder Zeit 40 % der aufgenommenen Nahrung im Blinddarm.

Er hat hat die Aufgabe, verdauliche Fasern und Stärke durch Fermentation abzubauen und Nährstoffe in den Blutkreislauf zu schleusen. Einige Nährstoffe werden durch die Blinddarmwand aufgenommen. Andere wiederum werden zum sogenannten Blinddarmkot geformt, ausgeschieden und erneut gefressen. Lies weiter, um mehr über die sogenannten Caecotrophie zu erfahren!

Dickdarm

Am Anfang des Dickdarms werden die Nahrungspartikel nun in verdauliches und unverdauliches Material getrennt, so dass hochwertigen Fasern nicht einfach verloren gehen. Die verdaulichen Partikel werden zurück in den Blinddarm transportiert. Das unverdauliche Material hingegen wird zu Kotballen geformt und ausgeschieden.

Kaninchenkot

Kaninchen produzieren 2 verschiedene Arten von Kot:

  1. Den harten Kot. Er macht den überwiegenden Teil der Kotmenge aus und wird während oder kurz nach der Nahrungsaufnahme abgegeben. Er besteht aus unverdaulichen Pflanzenfasern und anderen Bestandteilen.

  2. Den weicheren Blinddarmkot. Diese kleineren und weicheren Anteile enthalten gute Darmbakterien und Nährstoffe, die das Kaninchen wiederverwerten kann. Blinddarmkot wird oft in der Nacht oder mindestens 4 Stunden nach dem Fressen ausgeschieden. Kaninchen nehmen diesen Kot direkt nach dem Absetzen wieder auf - dieses wichtige Fressverhalten nennt man auch Caecotrophie. Hierdurch recyceln sie wichtige Bakterien und Nährstoffe, die ihren Verdauungstrakt gesund und funktionsfähig halten.

Mögliche Probleme des Verdauungstraktes beim Kaninchen

Wie du siehst, haben Kaninchen ein komplexes Verdauungssystem. Alle Abschnitte müssen zusammenarbeiten, um zu funktionieren und dein Kaninchen glücklich und gesund zu halten.

  • Eine ungeeignete Ernährung, Bewegungsmangel, Stress und bestimmte Antibiotika können zu Veränderungen der Magendarmtätigkeit und der natürlichen Bakterienbesiedlung führen. Dies kann schwere Erkrankungen verursachen oder sogar tödlich enden.
    Mehr zum Thema Kaninchenernährung findest du auf unserem Tierärzteblog.

  • Sowohl verdauliche als auch unverdauliche Pflanzenfasern werden benötigt, um die Mikroflora aufrecht zu erhalten und die Darmpassage zu ermöglichen. Kohlenhydrate und Zucker führen hingegen zu einer verminderten Darmpassage, Gasansammlungen und einer ungesunden Mikroflora. Dies ist schmerzhaft und kann sogar zum Tod des Kaninchens führen.

  • Kaninchen nehmen viele Haare auf, können sie aber im Gegensatz zu Katzen nicht wieder hochwürgen. Diese können als sogenannte “Bezoare” dann mit Futterbestandteilen zusammen verklumpen und zu einer Verstopfung im Magen oder Darm führen. Deshalb solltest du dein Kaninchen regelmäßig bürsten, um möglichst viele lose Haare zu entfernen.

  • Stress kann zu einem Ungleichgewicht der intestinalen Bakterienflora führen. Clostridien sind Bakterien, die bei jungen Kaninchen häufig zu wässrigem Durchfall und Tod führen. Einige erwachsene Kaninchen entwickeln eine chronische Form der Tyzzer’s Disease oder auch Tyzzerschen Krankheit, die zu langfristigem Gewichtsverlust und sogar zu Schäden an Herz, Leber und Darmwand führt. Eine frühzeitig eingeleitete Behandlung kann lebensrettend sein.

  • Auch Darmparasiten, Viruserkrankungen, die den Magen-Darm-Trakt befallen, und bakterielle Infektionen können schwere Krankheiten mit Beeinträchtigung des Verdauungstraktes bei deinem Kaninchen verursachen.

Wichtig: Bringe dein Kaninchen sofort zur Tierärzt:in, wenn du eine Verminderung des Appetits bzw. der Wasseraufnahme, Durchfall oder Lethargie feststellst. Kaninchen sind Beutetiere und verstecken Krankheiten, bis diese weit fortgeschritten sind, daher solltest du keine Zeit verlieren!


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