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Kreuzbandriss beim Hund - Symptome & Behandlung (inkl. der Frage OP - ja oder nein?)

Voraussichtliche Lesedauer 8 Minuten
Kreuzbandriss beim Hund - Symptome & Behandlung (inkl. der Frage OP - ja oder nein?)

Der Kreuzbandriss ist eine häufige orthopädische Erkrankung bei Hunden & verursacht Lahmheit. Im Gegensatz zum Kreuzbandriss beim Menschen entwickelt sich der Riss des Kreuzbandes von Hunden schleichend. Das Band degeneriert so lange, bis es dann bei einer oftmals nur unspektakulären Bewegung (teilweise) reißt. In diesem Beitrag erfährst du alles über Ursachen, Symptome & Behandlung des Kreuzbandrisses beim Hund und ob eine Operation nötig ist. Anschließend beantworten wir häufig gestellte Fragen.

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Ursache: Wie entsteht ein Kreuzbandriss beim Hund?

Anders als bei uns Menschen ist das Kniegelenk unserer Hunde immer in einer leicht gebeugten Stellung. Somit wirken ständig Kräfte auf die beiden Kreuzbänder im Kniegelenk. Besonders stark sind diese Kräfte auf dem vorderen Kreuzband, das den Vorwärtsschub des Unterschenkels gegen die Kraft des Oberschenkels in der Bewegung bremst.

Operiert man einen Kreuzbandriss, so findet man in der Regel ein Kreuzband vor, das schon deutlich verändert erscheint. Vor dem kompletten Riss hat also oft schon eine längere Degeneration und ein “Auffasern” des Bandes stattgefunden.

Dies kann man sich vorstellen wie ein Kletterseil, bei dem nach und nach (zum Beispiel weil es am Felsen gerieben hat) Fasern reißen. Wird dann die Belastung des verbliebenen Seils zu groß, dann reißt es.

Das Kreuzband unterliegt also häufig über lange Zeit einer wiederholten, großen Belastung, die es schließlich immer mehr schädigt. So lange, bis irgendwann Fasern - oder das komplette Band - reißen. Dieses allmähliche Reißen von Fasern des Bandes ist auch der Grund, warum wir viele Patienten mit unvollständigen, also Teil-Rissen, des Kreuzbandes sehen.

Grundsätzlich sind schwere und große Hunde häufiger von einem Kreuzbandriss betroffen. Die auf das Knie einwirkenden Kräfte sind bei ihnen einfach größer. Hier spielt natürlich auch Übergewicht eine Rolle - noch ein Grund mehr, warum wir bei unseren Hunden unbedingt auf das Halten des Idealgewichts achten müssen.

Du bist unsicher, ob dein Hund abnehmen sollte? Dann lies unseren Artikel Body Condition Score (BCS) für Hunde und Katzen zur besseren Einschätzung.

Unser Lesetipp für dich, wenn dein Hund etwas zu viel auf den Rippen hat: Mein Hund ist zu dick: Was du tun musst, wenn dein Hund Übergewicht hat

Auch begünstigend für einen Kreuzbandriss:

  • Bestimmte biomechanische Gegebenheiten, wie zum Beispiel eine sehr steil stehende Hintergliedmaße, die bestimmte Hunde für einen Kreuzbandriss disponieren.
  • Eine Kompensation von Schmerzen im Hüftgelenk zum Beispiel kann zu einer Veränderung des Bewegungsmusters führen und dadurch auf Dauer das Kreuzband überlasten.

Symptome eines Kreuzbandrisses bei Hunden

Je nach Schweregrad des Kreuzbandrisses zeigen die Hunde eine hochgradige Lahmheit. Bedingt durch die Schmerzen im Kniegelenk versuchen sie meist nur mit der Pfotenspitze zu laufen. Sie “tippen” also oft nur kurz mit der Pfotenspitze auf den Boden. Im Stehen halten sie das Bein meist leicht gebeugt.

Je nachdem, wie stark die begleitende Entzündung im Kniegelenk ist und ob noch weitere Strukturen des Kniegelenk geschädigt sind (zum Beispiel die Menisken), kann die Stärke der Lahmheit auch variieren.

Du vermutest, dass dein Hund einen Kreuzbandriss haben könnte?

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Wie wird ein Kreuzbandriss diagnostiziert?

Aufgrund der gezeigten Lahmheit lässt sich häufig schon die Verdachtsdiagnose stellen.

Weiterhin kann ein spezifischer orthopädischer Test, die sogenannte Schubladen-Probe, den Beweis liefern, dass es sich um einen Kreuzbandriss handelt.

Hierbei wird versucht, den Unterschenkel gegen den Oberschenkel zu verschieben. Diese Bewegung wird normalerweise vom vorderen Kreuzband gebremst. Kann man sie aber ausführen, so ist das Kreuzband nicht mehr intakt und der Test wird als positiv gewertet. Was wiederum natürlich negativ für den Patienten ist, denn das bedeutet, dass er einen Kreuzbandriss hat.

Ein Röntgenbild kann die Diagnostik ergänzen. Hier lassen sich bereits bestehende Arthrose-Veränderungen oder auch ein Gelenkerguss bildlich darstellen. Vor einer geplanten OP wird auf jeden Fall ein Röntgenbild angefertigt.

Kreuzbandriss beim Hund: Operation ja oder nein?

Etwas verallgemeinernd könnte man vielleicht sagen: Je größer und schwerer der Hund ist, desto wahrscheinlicher ist eine Operation notwendig.

Grundsätzlich sollte optimalerweise jeder Kreuzbandriss bei einem Hund über 5 kg operiert werden.

Bei Teilrissen schaut die Ausgangslage ein kleines bisschen anders aus - hier kann individuell entschieden werden, ob eine mögliche konservative Behandlung Sinn macht.

Wenn die Entscheidung für eine OP fällt, stehen verschiedene OP-Methoden zur Verfügung - von einem Bandersatz bis hin zu modernen sogenannten “Umstellungsosteotomien”, bei denen die Biomechanik des Kniegelenk so verändert wird, dass das gerissene Kreuzband praktisch “überflüssig” wird.

Wie hoch sind die Kosten einer Kreuzbandriss-Operation beim Hund?

Nachdem es viele verschiedene OP-Methoden gibt, lässt sich diese Frage nicht so pauschal beantworten. Je nach Patient und den finanziellen Möglichkeiten seiner “Hunde-Eltern” wird man aber immer eine gute und machbare Lösung finden.

Welche OP-Methoden gibt es beim Kreuzbandriss bei unseren Hunden?

Grob kann man hier zunächst einmal zwischen Methoden unterscheiden, die das Kreuzband wieder herstellen und solchen, die das Kreuzband sozusagen “überflüssig” machen.

Schauen wir das einmal genauer an:

Bandersatz

Ein Bandersatz kann beispielsweise mit Sehnen oder starken Muskelfaszien erfolgen. Diese werden so durch das Kniegelenk gelegt, dass sie die Anatomie des Kreuzbandes nachahmen.

Darüber hinaus gibt es auch OP-Methoden, die mit Fäden aus Kunststoff oder Stahl, welche sozusagen um das Kniegelenk gelegt werden, das Knie stabilisieren und das Kreuzband dadurch ersetzen.

Umstellungsosteotomien

Die Umstellungsosteotomien tragen ihren Namen, weil durch ein “Durchsägen” des Unterschenkelknochens die Gliedmaße und das Kniegelenk “umgestellt” werden. Die beiden Teile, die durch die Durchtrennung des Unterschenkelknochens entstehen, werden mit Schrauben und Platten in einer neuen Position fixiert. Dadurch neutralisieren sich die Kräfte im Kniegelenk derart, dass kein Zug mehr auf dem Kreuzband liegt (wäre es noch vorhanden). Somit macht man das Kreuzband also quasi “überflüssig” und braucht das Band nicht mehr zu ersetzen.

Namentlich heißen die Methoden, die aktuell zum Einsatz kommen, TPLO (Tibia Plateau Leveling Osteotomy) und TTA (Tibial Tuberosity Advancement).

Besonders bei großen, schweren Hunden sind sie oft die Methode der Wahl. Das Kniegelenk ist nach diesen OPs schneller wieder voll belastbar als beim Bandersatz und man braucht nicht zu fürchten, dass die starken Kräfte, die in der Heilungsphase dann nach und nach wieder auf das Kniegelenk wirken, ein ersetztes Band zum Reißen bringen.

Wie lange ist die Heilungsdauer nach einer Kreuzband-OP?

Auch diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da je nach OP-Methode, Vorerkrankungen und Alter des Hundes und auch je nach Heilungsverlauf die Rehabilitationszeit etwas unterschiedlich ist.

Die OP-Wunde verheilt zunächst einmal verhältnismäßig schnell. Meist werden nach zehn bis zwölf Tagen die Fäden gezogen und von außen ist dann schon gar nicht mehr so viel zu sehen (außer den geschorenen Haaren).

Die eigentliche Erholungs- und Rehabilitationszeit dauert aber natürlich um einiges länger. Sie beträgt je nach OP-Methode mindestens drei Monate mit intensiver Manueller-/Physiotherapie und individuellem Bewegungsprogramm.

Was passiert, wenn man den Kreuzbandriss beim Hund unbehandelt lässt?

Ein nicht behandelter Kreuzbandriss wird IMMER zu einer Arthrose des Kniegelenks führen. Dies passiert aufgrund der Entzündungsvorgänge im Gelenk. Und eine solche Kniegelenksarthrose geht dann natürlich mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität aufgrund von Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit einher.

Kann sich ein Hund zwei Mal das Kreuzband reißen?

Nach einer Bandersatz-OP besteht natürlich die Möglichkeit, dass das ersetzte Kreuzband reißt.

Was wir allerdings wesentlich häufiger beobachten: Hunde, die auf der einen Seite einen Kreuzbandriss hatten, entwickeln häufig auch irgendwann einen Kreuzbandriss auf der anderen Seite.

Dies kann man eigentlich auch recht einfach erklären, wenn wir zurückdenken an die Ursachen eines Kreuzbandrisses. Wie wir gelernt haben, kommt es meistens zu einer Degeneration des Kreuzbandes, bevor es reißt. Bei großen, schweren Hunden und auch bei Hunden mit einer ungünstigen Biomechanik finden diese wiederholten Überlastungen des Kreuzbandes meistens natürlich in beiden Kniegelenken annähernd gleichermaßen statt.

Dazu kommt, dass die Hunde mit einem Kreuzbandriss in einem Kniegelenk natürlich selbst mit rascher operativer Versorgung eine geraume Zeit das andere Bein durch Kompensationsmechanismen ziemlich überlasten.

Weitere Fragen & Antworten zum Thema Kreuzbandriss

Muss man manche Hunde mit Kreuzbandriss einschläfern?

Nein. Ein Kreuzbandriss alleine ist nie ein Grund, einen Hund einzuschläfern.

Gibt es beim Kreuzbandriss bei Hunden eine Alternative zur Operation?

Wenn dein Hund ein gewisses Gewicht hat, gibt es keine vernünftige Alternative zur OP. Lediglich bei sehr kleinen und leichten Hunden kann man nach Abwägung im Einzelfall über eine konservative Behandlung nachdenken.

Unser oberstes Anliegen ist es, das Kniegelenk bestmöglich wiederherzustellen. Behandeln wir den Kreuzbandriss nicht, wird sich früher oder später immer eine Arthrose im Kniegelenk bilden. Eine solche Kniegelenksarthrose schränkt die Lebensqualität massiv ein. Und sie führt dazu, dass ein sogenanntes “multimodales Management” nötig wird. Bei diesem werden verschiedene Therapiemöglichkeiten ergänzt, um den begleitenden Schmerz zu behandeln.

Auf eine Operation zu verzichten, ist also nur in sehr wenigen Fällen eine gute Lösung.

Kreuzbandriss des Hundes ohne Operation: Erfahrungen

Bei sehr kleinen und leichten Hunden kann eine Behandlung ohne OP gut funktionieren. Allerdings muss auch hier sehr viel Wert auf eine optimale Therapie gelegt werden. Eine entsprechende Behandlung der Entzündung im Knie, Schmerztherapie, manuelle Behandlungen und individuelle Bewegungsprogramme helfen hier durch die Rehabilitationsphase. Diese sollte immer von spezialisierten Tierärzt:innen betreut werden.

Beim größeren und schwereren Hund sind die Erfahrungen einer konservativen Behandlung (ohne Operation) leider alles andere als gut.

Die Patienten entwickeln in der Regel sehr schnell eine Arthrose in dem betroffenen Kniegelenk, die dann wiederum zu weiteren Problemen führt. Durch die Entlastung der Gliedmaße kommt es zu Kompensationsmuster und Verspannungen in anderen Regionen des Bewegungssystems (Rücken!).

Die Patienten überlasten darüber hinaus über einen langen Zeitraum die andere Gliedmaße. Und die das betroffene Kniegelenk umgebenden Strukturen wie Muskeln, Bänder und Faszien werden auch in das Krankheitsgeschehen mit einbezogen. Ein Teufelskreis beginnt.

Nach einer OP sehen wir in der Regel erst viel später und viel leichtere arthrotische Veränderungen des betroffenen Kniegelenks. Die Lebensqualität und Bewegungsfreude kann also sehr viel länger aufrecht erhalten werden.

Den Hund beim Kreuzbandriss bandagieren: Ist das nötig?

Nein. Und es sollte bitte auch nie versucht werden, das Kniegelenk eines Hundes mit Kreuzbandriss zu bandagieren. Aufgrund der Anatomie unserer Hunde geht das in aller Regel komplett schief!

Bandagen, die am Oberschenkel beginnen, das Kniegelenk umfassen und am Unterschenkel enden, mögen am liegenden Hund noch “gut” aussehen. Spätestens, wenn der Hund aber steht, beginnen solche Bandagen zu rutschen, können Druckstellen verursachen und “einschnüren”.

Bitte versuche also nie, deinem Hund eine solche Bandage anzulegen. Sie bringt ihm nichts und darüber hinaus richtet sie in aller Regel Schaden an.

In Absprache mit der behandelnden Tierärzt:in kann es in manchen Fällen Sinn machen, eine spezielle Orthese zu verwenden - ähnlich der, die wir Menschen bekommen, wenn wir einen Kreuzbandriss haben.

Dies wird aber ganz individuell von deiner Tierärzt:in entschieden, ob so etwas für deinen Hund im Einzelfall Sinn macht. Routinemäßig kommen solche Orthesen nicht zum Einsatz. Auch aus dem Grund, dass sie individuell angepasst werden müssen, damit es nicht zu Druckstellen kommt.

Dein Hund hat einen Kreuzbandriss und du hast noch Fragen dazu?

Dann vereinbare jetzt einen Termin in unserer Videosprechstunde mit den Tierärzt:innen von FirstVet - wir freuen uns auf euch!


Veröffentlicht: 27.6.2022
Autoren:
Dr. Romina Pankow, Tierärztin
Prüfer:
Dr. Sabrina Vogt, Tierärztin

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