Kastration beim Rüden: Kosten, Ablauf, Vor- und Nachteile
Viele Tierärzte raten zur Kastration von Rüden, besonders bei unerwünschtem Verhalten. Aber ist das überhaupt nötig? In diesem Artikel erfährst du, wann eine Kastration wirklich sinnvoll ist, wie sie abläuft, welche Risiken es gibt und was der Eingriff kostet. Anschließend beantworten wir häufig gestellte Fragen.
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Kastration beim Rüden: Wann ist sie sinnvoll?
Eine Kastration ist immer sinnvoll, wenn du die Fortpflanzungsfähigkeit deines Rüden unterbinden willst. Hast du also z.B. noch eine Hündin im Haus, die nicht kastriert ist, und willst keine zehn kleinen Welpen um dich herum springen haben, dann solltest du auf jeden Fall über eine Kastration nachdenken.
Hierbei hast du die Möglichkeit zwischen zwei Arten der Kastration zu wählen:
1. Die chemischen Kastration (reversibel)
2. Die chirurgische Kastration (nicht reversibel)
Denkst du aufgrund eines bestimmten Verhaltens deines Rüden (starke Aggression gegenüber Artgenossen, starkes Territorialverhalten etc.) über eine Kastration nach, so ist es oft ratsam zuerst mit einer chemischen Kastration zu beginnen, da diese reversibel ist und du so erst einmal beurteilen kannst, ob das unerwünschte Verhalten deines Rüden aufhört oder nicht.
Im folgenden Abschnitt findest du alles, was du zu beiden Kastrationsarten wissen musst, sowie ihre jeweiligen Vor- und Nachteile.
Was ist der Unterschied zwischen der chemischen und der chirurgischen Kastration?
Bei der chirurgischen Kastration werden deinem Rüden die Hoden in einer Operation unter Vollnarkose entfernt. Dieser Schritt ist nicht rückgängig zu machen. Die Operation sorgt dafür, dass dein Hund nicht mehr zeugungsfähig ist.
Außerdem stellt der Körper deines Hundes die Produktion bestimmter Hormone ein, welche häufig dafür verantwortlich sind, dass es bei deinem Rüden zu unerwünschtem Verhalten kommt.
Im Gegensatz dazu ist die chemische Kastration reversibel. Deinem Rüden wird hierbei ein Implantat unter die Haut eingesetzt, dieses wiederum sorgt dafür, dass dein Hund vorübergehend sowohl zeugungsunfähig ist als auch bestimmte Hormone im Körper nicht mehr gebildet werden.
Dieses Implantat zeigt seine Wirkung nur für eine gewisse Zeit, lässt die Wirkung nach, kehrt sowohl die Zeugungsfähigkeit als auch die Hormonproduktion wieder zurück.
Die chirurgische Kastration: Ablauf, Kosten, Vor- und Nachteile
Vorbereitung & Ablauf der chirurgischen Kastration beim Rüden:
Während der chirurgischen Kastration wird dein Hund in Narkose gelegt, die Haare um die Hoden und am Hodensack werden sorgfältig entfernt und die Haut desinfiziert.
Durch einen kleinen Schnitt am Hodensack wird der Zugang zu den Blutgefäßen und Samenleitern geschaffen. Diese werden abgebunden und durchtrennt, die Hoden entfernt und der Schnitt wieder zusammengenäht. Dieser Eingriff ist für deinen Hund vollkommen schmerzfrei.
Kosten der chirurgischen Kastration:
Die Kosten für die chirurgische Kastration beim Rüden hängen von verschiedenen Faktoren ab, der Größe deines Hundes, der Gegend, in der du wohnst, der Art der Narkose, sowie den verwendeten Medikamenten und eventuellen Komplikationen oder einem etwaigen stationären Aufenthalt.
Sollte dein Hund einen innenliegenden Hoden haben (Hodenhochstand / Kryptorchismus) erhöhen sich die Kosten einer chirurgischen Kastration ebenfalls.
Lesetipp: Hodenhochstand (Kryptorchismus) bei Haustieren
Zusammengefasst: Die chirurgische Kastration setzt sich aus verschiedenen Kostenpunkten zusammen:
Narkose (Inhalations- und Injektionsnarkose)
Material
Operation
Medikamente
Stationärer Aufenthalt / mögliche Komplikationen
Halskragen
Die Kosten können somit stark variieren. In der Regel betragen sie in etwa zwischen 150 und 450 Euro.
Nachsorge: Wie lange dauert es, bis der Rüde nach der Kastration wieder fit ist?
Normalerweise kann dein Hund einige Stunden nach der Operation schon wieder nach Hause gehen (sobald er richtig wach ist). Er sollte zu Hause einen Halskragen tragen, um nicht an der Operationswunde lecken zu können, da dies das Risiko für Infektionen vergrößern würde.
Für gewöhnlich bekommt er auch Schmerzmittel und Entzündungshemmer mit nach Hause, welche du ihm nach der Operation für einige Tage geben musst. Schone deinen Hund bitte am Tag der Operation ausreichend, um Komplikationen zu vermeiden. Ein kurzes Rausgehen, um sein Geschäft zu verrichten, ist ok. Aber größere Gassi-Runden solltest du vermeiden.
Wenn Fäden vorhanden sind, müssen diese nach 10-12 Tagen gezogen werden. Selbst wenn die Wunde mit verdeckten Stichen genäht wurde (bei dieser Methode sind die Fäden unter der Haut verborgen), sollte dein Hund immer noch einen Halskragen tragen, bis die Wunde vollständig abgeheilt ist.
Dein Hund sollte so lange an der Leine gehalten werden und etwa 2 Wochen lang nicht springen und nicht mit anderen Hunden spielen.
Vorteile der chirurgischen Kastration beim Rüden
Dein Hund ist nicht mehr zeugungsfähig.
Das Markieren, welches bei unkastrierten, geschlechtsreifen Rüden auftritt, hört ganz auf oder ist deutlich geringer.
Prostataprobleme treten bei älteren kastrierten Rüden seltener auf.
Es besteht kein Risiko für Hodentumore, da keine Hoden mehr vorhanden sind.
Auf lange Sicht ist die chirurgische Kastration kostengünstiger als die chemische Kastration, welche alle 6-12 Monate wiederholt werden muss.
Auch zu beachten: Bei Rüden, die in einem jungen Alter kastriert wurden, kommt es seltener zu unerwünschtem Verhalten, das im Zusammenhang mit Testosteron steht. Das heißt, weniger Aggression gegenüber anderen Rüden, weniger starkes Dominanz- und Territorialverhalten.
Schauen wir uns nun die Nachteile der chirurgischen Kastration an:
Nachteile der chirurgischen Kastration
Wie bei jeder Operation gibt es auch hier ein gewisses Narkoserisiko.
Komplikationen nach der Operation (Infektionen, der Rüde leckt an der Wunde etc.).
Der Eingriff ist nicht rückgängig zu machen, das heißt, dein Hund bleibt zeugungsunfähig.
Viele Zuchtvereine lassen keine kastrierten Rüden auf ihren Zuchtschauen auftreten.
Bei einigen Rüden kann es zu Fellveränderung kommen.
Ebenso berichten Besitzer über Veränderungen im Verhalten ihrer Rüden.
In einigen Fällen kann es zu Harninkontinenz kommen.
Ebenfalls wichtig zu wissen: Nach einer Kastration verläuft der Stoffwechsel um ca. 30% langsamer. Das heißt, dein Hund nimmt leichter zu. Deshalb musst du für ausreichend Bewegung für deinen vierbeinigen Freund sorgen und eventuell auch das Futter wechseln. Viele Hersteller bieten kalorienreduziertes Futter speziell für kastrierte Rüden an.
Lesetipps:
Nun kennst du den Ablauf sowie auch Vor- und Nachteile der chirurgischen Kastration. Schauen wir uns nun die chemische Kastration genauer an.
Die chemische Kastration: Ablauf, Kosten, Vor – und Nachteile
Der Ablauf der chemischen Kastration
Für die chemische Kastration wird ein kleiner Chip unter die Haut am Nacken deines Rüden gesetzt, welcher die Testosteronproduktion für eine bestimmte Zeit unterdrückt. Dies wird normalerweise am wachen Hund durchgeführt und ist nahezu schmerzfrei für deinen Hund. Die Wirkung hält, je nach Art des Chips, 6 bis 12 Monate lang an, kann aber auch individuell von Tier zu Tier variieren.
Es dauert mehr als einen Monat, bis das Implantat bei der ersten Anwendung wirksam wird. Daher ist es erforderlich, den behandelten Hund 8 Wochen nach dem Einsetzen des Implantats von läufigen Hündinnen fernzuhalten. Bitte achte also darauf, dass du auch nach dem Setzen des Chips den Kontakt zu läufigen Hündinnen über 8 Wochen komplett unterbindest, bis der Chip seine volle Wirkung entfaltet.
Nach dem Einsetzen kommt es für einige Tage zu einer vermehrten Testosteronproduktion. Diese bleibt meist unbemerkt, es kann aber sein, dass dein Rüde während dieser Zeit eine vermehrte sexuelle Aktivität zeigt (Aufsteigen, Streunen, aggressives Verhalten). Ist diese erhöhte Testosteronproduktion nicht tolerierbar, kannst du dich von deinem Tierärzt:in vor Ort beraten lassen.
Nach etwa 2 bis 3 Wochen sinkt das Testosteron im Blut deutlich. Eine vollständige Wirkung des Suprelorins tritt nach 6-8 Wochen ein. In dieser Zeit werden sich die Hoden deines Rüden um etwa ein Drittel verkleinern.
Sobald die Wirkung des Implantats nachlässt, normalisieren sich Hodengröße und Sexualfunktionen wieder. Gehe rechtzeitig zu deinem Tierärzt:in, sobald du diese Veränderungen bemerkst, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Die Kosten der chemischen Kastration
Die Kosten für die chemische Kastration setzen sich aus dem verwendeten Medikament, d.h. dem Chip, sowie dem Einsetzen des Chips zusammen und belaufen sich auf ca. 100 – 175 Euro (6-12 Monate Wirkdauer).
Vorteile der chemischen Kastration
Dein Hund ist nicht mehr zeugungsfähig.
Es besteht kein Narkoserisiko, sowie kein Risiko für Komplikationen im Zusammenhang mit der Kastration.
Eine einmalige chemische Kastration ist meist kostengünstiger als ein chirurgischer Eingriff.
Bei Rüden, die in einem jungen Alter kastriert wurden, kommt es seltener zu unerwünschtem Verhalten, das im Zusammenhang mit Testosteron steht (z. B. Aggression gegenüber anderen Rüden, starkes Dominanz- und Territorialverhalten).
Das Markieren, welches bei unkastrierten, geschlechtsreifen Rüden auftritt, hört ganz auf oder ist deutlich geringer.
Ebenso treten Prostataprobleme bei kastrierten, älteren Rüden seltener auf.
Die chemische Kastration ist reversibel und kann sozusagen wieder rückgängig gemacht werden, sie hält nur so lange an, wie die Wirkung des entsprechenden Chips. Solltest du also doch noch einmal Nachwuchs mit deinem Rüden planen, ist dies möglich.
Nachteile der chemischen Kastration
Sie muss alle 6-12 Monate wiederholt werden und ist somit langfristig kostenintensiver und mit mehr Zeitaufwand verbunden (Tierarztbesuche müssen eingeplant werden).
Bei einigen Rüden kann es zu Fellveränderung kommen (sehr selten).
Die Größe der Hoden nimmt ab.
Ebenso berichten Besitzer über Veränderungen des Verhaltens ihrer Rüden. Sobald die Wirkung des Chips wieder nachlässt, verschwinden diese Verhaltensänderungen meist auch wieder.
Sehr selten verläuft der Stoffwechsel nach der chemischen Kastration um ca. 30% langsamer, achte also auf das Gewicht deines Hundes, passe eventuell das Futter oder die Futtermenge an und achte auf ausreichend Bewegung.
In einigen Fällen kann es zu Harninkontinenz kommen (sehr selten).
Die Gefahr von Hodentumoren besteht weiter, da die Hoden noch vorhanden sind.
Erfahrungen & Wissenswertes über die Kastration beim Rüden
Unabhängig davon, ob dein Rüde chirurgisch oder chemisch kastriert wurde, kann es bis zu 8 Wochen dauern, bis die Wirkung der Kastration voll entfaltet ist.
Daher sollte der Rüde anfangs unbedingt noch von läufigen Hündinnen getrennt gehalten werden.
Eine Kastration sollte immer erst erfolgen, sobald der Rüde definitiv geschlechtsreif ist.
Wird aufgrund eines bestimmten Verhaltens über eine Kastration nachgedacht, solltest du eine chemische Kastration erwägen, so kannst du und in Zusammenarbeit mit deinem Tierärzt:in testen, ob das unerwünschte Verhalten deines Rüden aufhört, oder nicht.
Es ist ebenfalls ratsam vor der Kastration eine:n versierte:n Hundetrainer:in / verhaltenstherapeutisch ausgebildete:n Tierärzt:in aufzusuchen, diese:r kann am besten beurteilen welchen Grund das Verhalten deines Hundes hat und ob eine Kastration hier hilfreich sein kann.
Häufige Fragen zur Kastration beim Rüden
Gibt es eine Alternative zur Kastration beim Rüden?
Neben der chemischen & chirurgischen Kastration gibt es auch noch die Möglichkeit, eine sogenannte Sterilisation durchführen zu lassen. Hierbei werden die Hoden nicht entfernt, sondern lediglich die Samenleiter durchtrennt.
Dies führt dazu, dass dein Rüde zeugungsunfähig ist, hat aber keinen Einfluss auf die Hormonproduktion. Hierbei sollte immer bedacht werden, dass die durchtrennten Samenleiter auch wieder zusammenwachsen können, ohne dass du etwas davon bemerkst und dein Hund dann plötzlich doch wieder zeugungsfähig ist.
Hormonumstellung nach der Kastration des Rüden: Wie lange dauert sie?
Egal ob du deinen Rüden chirurgisch oder chemisch kastrieren lässt, bedenke, dass die Hormonumstellung 6-8 Wochen dauern kann. Erst dann ist dein Hund sicher nicht mehr zeugungsfähig und es werden auch keine Hormone mehr produziert.
Kastration beim Rüden in höherem Alter: Macht das noch Sinn?
Wenn es darum geht, die Fortpflanzungsfähigkeit deines Rüden einzuschränken, dann ein klares „Ja“. Das macht auch in höherem Alter noch Sinn.
Wenn es hingegen darum geht, ein unerwünschtes Verhalten deines Rüden zu beheben, kann das nicht immer mit Sicherheit gesagt werden. Denn Hunde gewöhnen sich bestimmte Verhaltensweisen an und diese werden oft trotzdem weiter ausgeführt, auch wenn die anfänglich dafür verantwortlichen Hormone nicht mehr vorhanden sind.
Bist du dir unsicher, solltest du darüber nachdenken, erst einmal eine chemische Kastration durchführen zu lassen. So kannst du feststellen, ob eine Verhaltensveränderung eintritt oder nicht.
Bluterguss nach der Kastration beim Rüden: Was bedeutet das & was soll ich tun?
Bei jeder Operation werden, neben den „großen“ Blutgefäßen, auch viele kleine Blutgefäße in der Haut durchtrennt. Dies kann zu kleinen Sickerblutungen führen, die dann wiederum als Bluterguss in Erscheinung treten.
Sorge dafür, dass dein Hund sich ruhig verhält und kühle, wenn möglich, den Bluterguss. Achte darauf, dass keine Anzeichen von Entzündungen vorhanden sind (Hitze, Schwellung, Schmerz). Suche sofort eine:n Tierärzt:in auf, sobald du diese Anzeichen von Entzündungen feststellst.
Entzündung nach der Kastration beim Rüden: Muss ich zum Tierärzt:in?
Ein klares „Ja“! Suche bitte deine:n Haustierärzt:in auf. Eine Entzündung deutet immer darauf hin, dass eine Infektion der Kastrationswunde vorliegt und dies sollte immer tierärztlich versorgt werden.
Achte bitte auch darauf, deinem Hund ausreichend Ruhezeit nach der Kastration zu gönnen (gilt nur für die chirurgische Kastration) und ihn am Schlecken der Wunde zu hindern (z. B. durch einen Halskragen).
Kastration des Rüden: Vorher und Nachher im Vergleich. Verändert mein Hund sich?
Dein Hund wird sich durch die Kastration sicher verändern. Viele Rüden werden viel ruhiger und zum Leidwesen ihrer schlanken Linie auch träger (achte also auf das Gewicht deines Tieres).
Dein Hund zeigt weniger Sexualtrieb und weniger Territorialverhalten. Ebenso wird das Markieren deutlich geringer oder hört sogar ganz auf. Aggression gegenüber Artgenossen reduziert sich meist deutlich.
Viele Besitzer:innen berichten über Veränderungen am Fell (häufiger bei der chirurgischen als bei der chemischen Kastration). Kastrierte Rüden sind meist für ihre Besitzer:innen auch leichter zu „führen“. Also das Gassigehen verläuft problemfreier.
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